Die „Lebensfreude“ wächst

Das Haus in der Schützenstraße weitet sein Angebot für Senioren aus, die an Demenz oder Altersdepression erkrankt sind. Was Angehörige an der Einrichtung schätzen, hinter der die Rotarier und die Kirchliche Sozialstation stehen.

Von Heiko Wolf

Seit einem Jahr besucht Elisabeth Mallinger am Donnerstagvormittag die „Lebensfreude“. Die 85-Jährige, die Demenz hat, kocht, bastelt oder singt dort mit anderen, die an Demenz oder Altersdepression erkrankt sind. Sie bewegt sich mit ihnen und macht mit beim Gedächtnistraining nach der MAKS-Methode (siehe Infokasten). „Meine Mama ist gerne hier, sie war immer gern unter Leuten und ich bin beruhigt, dass sie hier gut aufgehoben ist“, sagt Mallingers Tochter Gerti Fordinal.

Seit die Mutter dort ist, hat die Tochter erstmals Zeit für sich. „Das ist meine Quality time, die ich zum Kaffee trinken mit einer Freundin genieße. Endlich mal allein einkaufen“, sagt Gerti Fordinal, als sie, die Hauswirtschaftlerin ist, Elisabeth Mallinger zur Tagespflege bringt. Sie ist froh, dass es die „Lebensfreude“ gibt.

Michael nennt sie „Gäste“, nicht Patienten. „Wir wollen ihnen ein gutes Gefühl geben, damit sie gerne kommen und die Angehörigen mit einem Vater oder Mutter gerne her schicken. Wir wollen so dem Stigma einer Demenzeinrichtung entgegenwirken.“

„Es geht um Menschlichkeit, um Zuneigung.“

Manuela Stöckle, Leiterin der Lebensfreude

 

„Mir gefällt es sehr gut“, sagt eine weitere Besucherin. Sie freut sich über die Musik, das Training, die Bewegung, die Tischkicker-Runden. Sie fühlt sich wohl und lacht viel, ist in guter Stimmung im Gruppenraum. Es gibt selbst gebaute Instrumente. Frische Äpfel fürs nächste Apfelkuchenbacken liegen in der Küche bereit.

Stöckle und Michel sind froh, dass die Einrichtung nicht nur für Demenz – sie ist eine monatlich auf Null heruntergefahrene und neu aufgelegte Weise der Förderung – nun so gut läuft. Vor Corona war die Einrichtung in der Schützenstraße an vier Tagen auf. Seit Januar gibt es nun von Montag bis Freitag ein Angebot. Seitdem verstärkt Krankenschwester Stefanie Ruhland als zweite hauptamtliche Fachkraft neben Stöckle (Krankenschwester und Logopädin mit Fachkraft für Gerontopsychiatrie). Sie verstärken beide von ehrenamtlichen Mitarbeitern, die mit humanistischer Wärme dem Ziel, den Gästen möglichst viele Erfolgserlebnisse zu schenken, gerecht werden wollen. „Wir sind hier immer noch ein junges, sich entwickelndes Förderungsraum“, sagt Stefanie Ruhland.

Nachdem wir die Einrichtung im Oktober 2014 mit zwei Wochentagen gestartet haben, haben wir uns immer weiter gesteigert“, freut sich Michael. „Wir“ – das ist der Rotary Club, der Förderverein und die Kirchliche Sozialstation, die zusammen hinter der Einrichtung „Lebensfreude“ stehen. Und auch unterstützen die Partner. „Wir hören oft, dass mit Dr. Lukas Leitner ein Arzt das Projekt von Anfang an begleitet und die Gäste therapeutisch betreut. Und dass es für den Familienentlastungsdienst wichtig ist. Die Finanzierung trägt der Rotary Club. Der Patient bringt einen kleinen Obolus, den der Träger der Sozialstation übernimmt – und auch wieder heim“, erläutert Elisabeth Mallinger nach Stationen im Jugendhaus und im Modehaus Müller zu ihrem Weg zurück nach Hause. Bei ihr kommt alles wieder hoch. Die Kurzen aus dem ersten Stock begrüßen sie schon, die Tagespflegegäste winken.

Vier Personen in einem Raum mit Kunstwerken und einem Banner zur Feier von Lebensfreude.

Die „Lebensfreude“ in Marktoberdorf – und ihre Partner

    • Die „Lebensfreude“ ist ein Angebot für Menschen mit Demenz, Depression, psychischer Krankheit.
    • Das Konzept: Gedächtnistraining nach MAKS®, Kochen, Singen, Basteln, Bewegung.
    • Das Kontakt- und Beschäftigungsangebot kann über Entlastungsleistungen und Pflegekasse bezahlt werden. Die Tagespflege kann über den BKH Bezirk Schwaben beantragt werden.
    • Projektpartner sind: Rotary Club Marktoberdorf als Träger des Projekts „Lebensfreude“ und der Förderverein „Lebensfreude“ unter Vorsitz von Dr. Klaus Michel sowie die Kirchliche Sozialstation Marktoberdorf.
    • Die Einrichtung wird getragen von der Kirchlichen Sozialstation Marktoberdorf in Kooperation mit dem Rotary Club Marktoberdorf.
    • Ansprechpartnerin ist Manuela Stöckle, Telefon 08342 / 40 96 250.